Zur Geschichte des Schiesswesens in St. Antönien

 

Das Schiesswesen (Gewehr 300m) in St. Antönien geht auf die Wende des vorletzten Jahrhunderts zurück. Damals wurde vom “Studägadä“ aus über die Landstrasse zum “Holzboden“ geschossen. Aus Sicherheitsgründen wurde dies später verboten. So wurde 1926 im “Rütland“ in Ascharina ein Grundstück erworben, worauf dann 1927 der Bau eines Scheibenstandes mit anfänglich 4 Scheiben erfolgte.  Erst 1948 erhielten die Schützen die erste Schiesshütte, die die Lawine drei Jahre später auf die andere Talseite mitriss. Ende der vierziger Jahre führte der damalige Bezirk auch ein Feldschiessen in St. Antönien durch. 1999 wurden im Scheibenstand erhebliche Schäden festgestellt, sodass das 300 m-Schiessen eingestellt werden musste und der Militärschiessverein nur ein Jahr vor seinem 100 Jahr-Jubiläum aufgelöst wurde. Aufgrund der finanziellen Beteiligung der Gemeinde
St. Antönien am Bau einer 300 m-Anlage in Buchen besteht die Möglichkeit, dort zu trainieren sowie die Schiesspflicht zu absolvieren. Der wohl aktivste Vertreter der St. Antönier Gewehrschützen ist alt Landammann Konrad Flütsch-Gansner. Er wurde vor kurzem zum Ehrenveteranen des Schweizer Schiesssportverbandes (SSV) ernannt, eine Ehrung, die noch keinem Einheimischen zuteil wurde.

 

Anders verhält es sich bei den Pistolenschützen. Das bereits früher erbaute Schützenhaus wurde Ende der achtziger Jahre im Frondienst um- und ausgebaut. Im Zuge dieser Erneuerungen und dem Aufkommen der Distanz 25 m Rechnung tragend, wurde 1989 eine 25 m-Anlage mit 5 Scheiben installiert. Mit einem gut besuchten Standweihschiessen im Jahr 1991 wurde das Schützenhaus “Holzboden“ feierlich eingeweiht. Im Hinblick auf das Kantonale Schützenfest im Prättigau im Jahr 2002 erfolgte im 50 m-Stand die Umrüstung der Laufscheiben auf elektronische Scheiben der SIUS ASCOR.

 

Die Ursprünge des Pistolenschiessens in St. Antönien gehen in die Zeit der Grenzwächter zurück. Als Pistolenträger hatten sie gezwungenermassen Schiessprogramme durchzuführen. Der heutige Pistolenclub wurde am 30. März 1973 gegründet. Seit seinem Bestehen haben deren Mitglieder immer wieder mit beachtenswerten Resultaten aufgewartet. Noch im Jahr der Eröffnung der 25 m-Anlage erzielten die St. Antönier Pistolenschützen in dieser Distanz den 3. Rang im Schweizerischen Gruppenmeisterschaftsfinal in Thun. Erinnert sei aber auch an den Schweizer Meister-Titel im Gruppenmeisterschaftsfinal 50 m in St. Gallen im Jahr 1991 und an den 2. Platz in der darauf folgenden Schiesssaison. Dank einer äusserst intensiven Schiesstätigkeit über Jahre hinaus qualifizierten sich die Gruppen des Pistolenclubs St. Antönien auf der Distanz 50 m weit über zehn Mal für den Gruppen-meisterschaftsfinal. Im Jahr 2000 wurde Luzi Flütsch in der Distanz 50 m Schützenkönig am Eidgenössischen Schützenfest in Bière. Heute dürfen stellvertretend für die weiteren erfolgreichen Schützen mehrere Mitglieder und ganz besonders mehrere Jugendliche erwähnt werden, die in ihrer noch sehr jungen Karriere Spitzenresultate auf kantonaler und schweizerischer Ebene erzielt haben. Und die Erfolge gehen weiter…

 

Längst zur Tradition geworden ist auch das jeweils am ersten Wochenende im Oktober stattfindende Herbstschiessen, das schon seit über 40 Jahren durchgeführt wird. Im Juli 2004 fand das erste “Holzbodenfest“ statt. Zweck des Anlasses ist es, den Pistolenschiess-Sport unter Anleitung von erfahrenen Schützenmeistern einer breiten Bevölkerung näher zu bringen. Jugendliche (ab 11 Jahren) und jung gebliebene Interessierte sind jeweils herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Dieser Anlass wurde allerdings in den letzten Jahren wegen eines nicht allzu grossen Interesses nicht mehr durchgeführt.

                       Text: Alex Brembilla

 

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